A 57, 4. Fabian, Otto's IV. (A 57) Sohn, 1585.

Als die Livland überschwemmenden moskovitischen Schaaren das Land 1575 zur Wüste machten und auch die Burg Pürkel gewannen, floh Fabian nach dem Tode seines Vaters nach Deutschland, wo er am Hofe des Kurfürsten August von Sachsen Aufnahme und Beschäftigung fand.

Vor 1585 nahm er an den Kämpfen gegen die Türken in Ungarn Theil und kam auf die Nachricht, daß dem Bruder seines Vaters sein Gut Eichenangern wieder eingeräumt sei, nach Dresden, um durch Fürbitte des Kurfürsten wieder in Besitz seiner väterlichen Güter zu gelangen. Da er von seinem Vorgesetzten Adam von Winterfeld auf's Beste empfohlen war gab ihm der Kurfürst auf die Fürbitte des Landraths Reimer von Winterfeld einen Empfehlungsbrief an den König Stephan von Polen, Ob er von demselben Gebrauch gemacht habe und in sein Vaterland zurückgekehrt sei, ist unbekannt; auch über seine weiteren Schicksale ist keine Kunde zu uns gelangt.

A 57, 5. Wilhelm, vielleicht Otto's IV. (A 57) Sohn, 1595.

Nur als Zeuge der Vereinbarung zwischen Johann v. Ungern und seiner Schwägerin, Katharina von Zweifeln, am 10. Januar 1595 wird Wilhelm v. U. nebst Johann und Wolmar v. U., Otto's Söhnen (A 75. 76), genannt, und wir haben weiter über ihn keine Nachricht.

A 58. Fabian II., Georg's IV. (A 40) Sohn, auf Eichenangern, gest. 1597

Fabian war bei seines Vaters Tode noch ein Kind und wurde, wie es scheint, von dem Markgrafen Wilhelm erzogen, der eine besondere Vorliebe für die Kinder seines treuen Anhängers Georg hatte.

Er cedirte 1548 am 11. April zu Lemsal seine Rechte an Pürkel seinem Brnder Otto', indem er sich die Dörfer Pursküll, Weipte, Jegel und Megger noch auf 6 Jahre vorbehielt. Wenn er dann ein anderes Gut erworben habe, wolle er auch diese Besitzungen seinem Bruder Otto für 4000 Mark abtreten. Dies scheint geschehen zu sein, denn am 9. Juni 1565 kaufte Fabian das auf beiden Seiten des Baches Idel belegene Eichenanger nebst dem bei Immesdorff belegenen Höfchen für 15500 Mark rig. von Bertram Orges, Bertram's Sohne. Einen Haken Landes überließ Fabian v. Ungern seinem Neffen Bertram Orges und seiner Frau auf Lebzeiten, wofür sie ihrem lieben Ohm gebührlich dankten und sich verpflichteten, Sr. Herrlichkeit an Land und Leuten keinen Schaden zufügen zu wollen. Von obiger Kaufsumme zahlte Fabian v. Ungern 3000 Mark rig. dem Heinrich Wrangell zu Zarnau, Schwiegersöhne des Bertram Orges, der sich dagegen am 27. Juli 1565 verpflichtete, die auf Eichenangern verschriebenen Forderungen Reinhold's von Rosen auf Pernigel'zu berichtigen.

Am 14. Mai 1568 machte nebst den Kastellanen des Riga'schen, Wenden'schen und Dünaburg'schen Kreises Otto vou Ungern, Freiherr zu Pürkel, Kastellan des Treiden'schen Kreises, bei Fabian von Ungern, Herrn von Pürkel, eine Anleihe von 3500 Mark rig. zum Unterhalte der königlich polnischen Hauptleute, wofür sie ihm 21 Gesinde aus der Wacke Jerküll im Gebiete Cremon auf 2 Jahre versetzten. Das Pfand war 1582 bereits wieder eingelöst und an Gotth. Welling verlehnt.

Auf Ansuchen Fabian's verhörte das Manngericht des Treiden'schen Kreises am 19. September 1568 den Johann Orges und Andere der Vereinbarung wegen, die er mit Heinrich Wrangell von Zarnau über eine Wildniß und zwei Rodungen getroffen. Die Sache war aber damit nicht beigelegt, denn am 26. Juni 1572 kaufte Fabian von Ungern diese Wildniß von Wrangell für 930 Mark, worauf zwischen Eichenangern und Zarnau in Gegenwart des Kastellans Otto v. Ungern eine neue Gränze gelegt wurde. Am 20. December bezeugte H. Wrangell, auf Abschlag von Fabian v. Ungern 1/2 Last Roggen zu 50 Mk. und 10 Loof Malz zu 30 Mk. empfangen zu haben.

Ans diesen friedlichen Beschäftigungen wurden die Gebrüder Ungern durch die Invasion der Russen 1575 unter die Waffen gerufen und verloren beide damals Hans und Hof.

Fabian v. Ungern diente mit Auszeichnung, und die höhere Bildung, welche er sich am Hofe des Markgrafen Wilhelm angeeignet, erwarben ihm die Gunst des Königs Stephan, der ihm am 22. März 1578 einen Schutzbrief ertheilte, in welchem er des edlen Livländers Fabian von Ungern, Herrn von Pürkel, sehr ehrenvoll gedenkt und eine Strafe von 7000 Joachimsthalern androht, wenn Jemand diesen Schutzbrief nicht respectiren sollte.

Am 2. Mai 1582 setzte König Stephan den Fabian von Ungern wieder in sein Eichenangern ein. In der Urkunde heißt es: „Nicht allein wegen seiner beständigen Treue gegen Uns und das Königreich Polen, sondern auch, weil die Befehlshaber Unserer Truppen rühmend berichtet haben daß er persönlich und auf eigene Kosten bei Unseren Kriegen gegen den moskowitischen Feind ausgezeichnete Dienste geleistet habe, überlassen Wir ihm Eichenangern von Neuem, welches von Uns aus des Feindes Rachen gerissen ist. Doch soll er sothane Burg Eichenangern demoliren, damit sie dem Feinde nicht mehr zum Schlupfwinkel diene.

Daß Fabian von Ungern diesem Befehle nachkam, versteht sich von felbst, da er seine Burg, die auch sonst nicht als Festung genannt wird doch nicht hätte halten können. Auch Pürkel scheint unter gleichen Bedingungen restituirt und das Stammschloß gebrochen zu sein.

Nach dem Tode Fabian's von Ungern wurde dessen Wittwe Gertrud von dem Wolde von König Sigismund III. am 31. März 1597 citirt. Bei Verlust ihrer Güter sollte sie binnen sechs Wochen Persönlich in Warschau vor ihm erscheinen und sich gegen die Anklage des Philipp Orges von Rutenberg verantworten. Derselbe hatte eine Handschrift vorgewiesen, nach welcher sie ihm seit langer Zeit Geld schuldete ohne sich um die Bezahlung zu kümmern. Demgemäß beanspruchte Orges das Gut
Eichenangern, welches ohnehin die Wittwe Ungern ohne Fug und Recht besitze. Außerdem verlangte er in Vollmacht des Johann Maidell auf Sutlem Zahlung für Gelder, die demselben die Wittwe Ungern schuldig
war. Der rechtmäßige Besitz von Eichenangern war leicht zu erweisen und mußte auch von Ph. Orges anerkannt werden, der ihr am 12 April 1599 das Gut cedirte. Für das schuldige Geld aber scheint die Wittwe die Hoflage Idell abgetreten zu haben, denn 1597 bestätigte der König dieses Gut dem Philipp Orges. "

Fabian's Gemahlin war:

Gertrud von dem Wolde, die 1597 uud 99 auf Eichenangern lebte Tochter Georg's v. d. Wolde zu Schneckenberg und Kopriel, fürstlich pommerschen Kanzlers, und der Elisabeth von Vietinghoff.

1. Richard I., gest. c. 1632, s. A. 77.

2. Georg. Er hatte 1602 einen Jörgen Blume bei einem Streit erstochen.Wahrscheinlich war er der Begleiter des Ew. v. Mhedem 1600. Vor 1623 war er gestorben, und zwar der Krone Schweden treu und standhaftig geblieben bis an sein Ende.

3. (?) Gerd. Um 1650 hatte ein Gerd von Ungern das Gut Paisterpä im Ksp. Sagu in Finnland inne, welches 1672 Jöran v. Ungern und seinen Geschwistern gehörte. Sollte nicht dieser Gerd ein Bruder der Gertrud gewesen sein, die in Finnland große Besitzungen hatte?

Jöran v. U., Herr anf Paisterpä, war unter König Christian von Dänemark in der Leibgarde gewesen und starb c. 1674. Sein Wappen wurde über seinem Grabsteine in der Kirche von Sagu aufgestellt. Wahrscheinlich war er ein Sohn Gerd's.

  1. Fabian, 1599. In einer Verhandlung zwischen Gertrud von dem Wolde und Gotthard Rehbinder, der ihrem sel. Manne Fabian v. Ungern Uebles nachgesagt hatte, wird als Zeuge angeführt nebst Heinrich v. U. (B 63) auch ein Fabian v. U., der wohl ihr Sohn sein könnte.

5. Hermann, Besitzer von Eichenangern, war todt 1623.

a. Gertrud. Als Wittwe Wrede's baute sie mit königlicher Erlaubniß im Dorfe Nummis einen Hof, der nach ihr Frauenhof (frugard) genannt wurde. Als Wittwe des J. Berendes kaufte sie 1627 Gammelbacka. Gegen das Ende ihres Lebens war sie wieder in Ehstland, da sie 1646 einen Gränzstreit mit Andreas Harder hatte und 1649 mit ihrer Schwester über Eichenangern correspondirte. Sie starb am 13. October 1649. Sie heirathete:

1) Kaspar Heinrich Wrede, der 1605 am 17. September bei Kirchholm Karl IX. durch Aufopferung seines Lebens rettete.
Der dankbare König gab der Wittwe 1606 außer einer jährlichen Pension von 700 Rd. ein Gut von 47 Gesinden im Ksp. Borga
und 1608 das Gebiet Elimä unter Kymmenegard mit 45 Schatzbauern und 131 Gesinden, ferner den Hof Sitz im Gebiete
von Weißenstein.

  1. 1609 am 8. Januar Joachim Berendes, Johann's Sohn, schwedischen Kammerrath, Statthalter in Riga 1622, Herrn zu Strömsberg, Liliendahl, Essemäggi, Fohr und Reggefer, gest. 1623.

b. Elisabeth, lebte als Wittwe 1649 und überließ Eichenangern ihrer Nichte Elisabeth, Richard's T., A 77 a.

Sie heirathete:

1) Roloff Treiden, Landrath in Ehstland, Herr auf Kurnal, Kesso und Liwa, gest. c. 1620.

2) Jost Clodt v. Jürgensburg, Stephan's S., Obristen und Herrn auf Peuth, der 1621 vor Riga fiel.

A 59. Heinrich V., Otto's III. (A 42) Sohn, auf Kuseko 1590.

Sein Vater Otto hatte Paunküll, war aber schon 1543 gestorben, daher sein Bruder Reinhold II. (A 41) für die unmündigen Kinder die Vormundschaft führtete. Heinrich besaß 1590 das Gut Kuseko unter Töllist im Kirchspiele Pyha auf Oesel zur Nutznießung. Ein Heinrich v. U. verkaufte 1586 zu Kopenhagen das Erbgut der Familie Ungern Tirimetz im Ksp. Anseküll mit acht Bauerhöfen an den König Friedrich II. von Dänemark für 1000 ganze Thaler; seitdem ist das Gut Kronsbesitz.

B 60. Gottschalt II., Gottschalk's I. (B 45) Sohn, 1581.

Von den Söhnen Gottschalk's I. auf Limehn, Gottschalk II., Johann VIII., Georg X. und Fabian, ist nur sehr wenig zu berichten.

Gottschalk II. war bei dem Heere des Königs Stephan von Polen, als er 1581 Pleskau vergeblich belagerte. Hier im Lager vor Pleskau quittirte er am 12. September dem Reinhold Uexküll von Kosch, daß er von ihm 88 Gulden empfangen habe, welches Geld von seinem sel. Onkel Johann Uexküll von Padenorm herrühre. Im Jahe 1590 vereinbarte er sich mit Heinrich Büllingshausen wegen eines Landstücks Husen-Land, welches er auch 1591 am 15. Januar von Berend von Mönnighusen kaufte. Im Jahre 1617 war er gestorben, da sich seine Erben am 24. Juni mit Johann von Tiesenhausen auseinandersetzten. Männliche Descendenten scheint er nicht gehabt zu haben, da bei Aufnahme des Inventars von Gardohn, welches Dorf schon 1508 genannt wird und mit Husenland identisch gewesen sein mag, nur sein Bruder Johann genannt wird. Sogar ob er verheirathet gewesen, ist nicht bekannt. Da aber im Jahre 1628 eine Wittwe Anna Seboth, geb. v. Ungern, die Tochter der Barbara von Hülsen genannt wird, so könnte diese Barbara die Gemahlin Gottschalk's gewesen sein. Dann wäre seine Tochter die Anna v. Ungern, die 1628 als Wittwe des Jürgen Seboth das Haus Lapsekaln bei Mitau besaß.

B 61. Johann VIII., Sohn Gottschalk's I. (B 45), auf Limehn, 1599.

Schou 1571 heißt Johann v. Ungern in einem Originaldocumente der Familie von der Brüggen, welches 1599 vorgezeigt wurde, Herr von Liwen. Doch hatte er diesen Besitz mit seinen Brüdern zusammen, scheint aber der einzige gewesen zu sein, der männliche Erben hinterließ. Da sein Gut im Gebiet von Kreuzburg, ganz im polnischen Gebiete lag, blieb er mit seinen Brüdern bei den zwischen Polen und Schweden ausbrechenden Streitigkeiten auf der Seite Sigismund's III. Bei der Festsetzung der Abgaben an die Krone 1595 wurde er zum Taxator für den Kreis Wenden ernannt, wozu auch Kirchholm gehörte, und erließ darüber am 30. October ein Circular. Von Limehn hatte er ein Pferd zum Roßdienste zu stellen, und 1599 vertrat er vor der polnischen Revisionscommission seine Brüder, indem er die Urkunden von 1508, 22, 28 und 74 vorlegte.

Die Spannung zwischen dem Könige und seinem Oheim hatte sich allmählich so gesteigert, daß ein Zusammenstoß unvermeidlich wurde. Der zweite Besuch Sigismund´s in Schweden, wo er unvorsichtig seine Vorliebe für die Katholiken und Jesuiten merken ließ, goß nur Oel in's Feuer, und schon kam es bei Stegeborg und Stangebro an: 8, und 25. September 1598 zu blutigen Auftritten. Livland wurde wieder der Schauplatz eines Kampfes, der mit geringen Unterbrechungen mehr als 20 Jahre wüthete und mit der Eroberung Riga's durch Gustav Adolf seinen vorläufigen Abschluß fand.

Ehstland, der Zankapfel beider Mächte, suchte sich vou der Einverleibung in eines der Reiche frei zu erhalten. Von jeher gewohnt, entfernten Herrschern zu gehorchen, die nicht speciell in die Interessen des Landes einzugreifen Pflegten, war die Ritterschaft mehr geneigt, bei dem nachsichtigen und unthätigen Könige von Polen zu bleiben, als dem strengen Regimente des energischen Selbstherrschers Karl unterworfen zu sein, wenn gleich die jesuitischen Umtriebe und die Rechtsverletzungen in Livland ihr drohend vor Augen stehen mochten. Auch war Karl zu entschlossen und zu rasch, um ihr Zeit zum Besinnen zu lassen. Er sandte 1600 seine Schiffe uud Truppen, die in wenigen Monaten ihn zum Herrn von Ehstland und im Verlauf der nächsten Jahre von Livland machten. Mit eisernem Scepter hielt er alle Bewegungen zu Gunsten der Polen gefesselt und schonte nicht das Blut der Reichsräthe und der edelsten Geschlechter, sobald ihm Jemand verdächtig wurde.

Die Polen aber, deren Heer in Livlaud stand, versuchten immer auf's Neue, sich in Ehstlaud Anhang zu verschaffen, und die Versprechungen polnischer Emissäre erregten Sympathien unter angesehenen Offizieren und Landräthen, die zu einer Verschwörung zusammentraten. Durch die Wachsamkeit des schwedischen Gouverneurs Andreas Larson wurden indessen diese Intriguen aufgedeckt; der Rädelsführer, der Obrist Heinrich v. Liwe, mußte flüchten, wurde aber gefangen und hingerichtet; Andere entkamen oder wurden gefangen gehalten. Der Hauptvermittler scheint Reinhold Anrep gewesen zn sein, doch war auch wohl Johann v. Ungern dabei betheiligt, da er mit einem der Verschworenen, Moritz Wrangel dem Aelteren auf Podis, in Pernau zusammentraf und ihm zur Flucht behülflich war.

Johann v. U. heirathete Gertrud von Tiesenhausen, Tochter des Johann v. T, auf Adlehn und der Elisabeth vou Rosen, Jürgen's Tochter von Mojahn.

Obgleich über die Nachkommenschaft der drei Brüder nur sehr spärliche Nachrichten uns zugekommen sind, so daß wir nicht einmal wissen, wessen Sohn der spätere Besitzer von Limehn gewesen ist, so ist es doch wahrscheinlich, daß Johann, dessen Gemahlin bekannt ist, den Stamm fortgesetzt habe, und daß, seine Kinder gewesen seien:

1. Gottschalk III. 1656, s. B 78.

2. (?) Wolmar, 1624, s. B 61, 2.

3. (?) Georg, 1632, s. B 61, 3.

4. (?) Mattis, 1638, s. B 61, 4.

B 61, 2. Wolmar, vielleicht Johann's VIII. Sohn, 1624,

Im herzoglichen Archiv zu Mitau findet sich eine Anzahl von Acten über einen Prozeß des edlen Wolmar von Ungern gegen den Herzog Friedrich von Kurland, von 1617 bis 1624. Der Herzog hatte nämlich das Ungern's Schwiegervater Georg Grapenbroch gehörige Gut Wormeiten, jetzt Jungfernhof, in der Hauptmannschaft Bauske, eingezogen, weil Grapenbroch keine männlichen Erben hinterlassen, und das Gut keine adelichen Vorrechte habe.

Da Wolmar V. in schwedischen Diensten stand, kann er nicht gemeint sein, sondern wahrscheinlich ist dieser Wolmar ein Sohn Johann's aus dem Hause Limehn. Ungeachtet sich der König Sigismund III. lebhaft für Wolmar v. U., der am Hofe als Trabant (stipator) diente, interessirt zu haben scheint und den Herzog dreimal nach Warschau citirte, wurde doch die Restitution des Gutes nicht erreicht, und nach der dritten Citation am 8. November 1624, die ebenso erfolglos gewesen sein mag wie die anderen hören die Acten auf. Wahrscheinlich gab der Kläger es auf, neue Klagen zu erheben, da er die Fruchtlosigkeit seiner Bitten eingesehen haben wird.

Wolmar v. Ungern befand sich am 15. Februar 1616 in Mitau und unterschrieb eine von der Ritterschaft von Kurland und Semgallen ausgestellte Instruktion für Otto von Grothuß, Otto's Sohn, und Heinrich von Plettenberg.

B 61, 3. Georg, vielleicht Johann's VIII. Sohn, 1632.

In Fabricius' Protokoll S. 63 wird ein Georg Ungern erwähnt, der sich am 26. April 1632 bei dem Oberhauptmann Korff aufhielt; doch wird nichts Genaueres über ihn berichtet. Es konnte auch Georg X. (B 62) oder ein Sohn desselben gemeint sein.

B 61, 4. Mattis, vielleicht Johann's VIII. Sohn, 1638.

Bei der Verpfändung eines Landstücks an der Gränze von Sessau in der Hauptmannschaft Doblen durch Joh. von Tiesenhausen an Georg Seßwegen wird 1638 erwähnt, daß auf demselben nach Otto Kikkut ein Mattis Ungern gewohnt habe.

B 62. Georg X., Gottschalk's I. (B 45) Sohn, auf Limehn, 1598.

Er hatte den König Sigismund III. in seinem und seiner Brüder Namen gebeten, die von Georg Rosen geraubten, zu Limehn gehörigen Aecker nebst einem Kruge ihnen wieder verschaffen zu wollen.

Der König hatte darauf im Jahre 1597 eine Commission von sieben Rittern ernannt, die diese Sache an Ort und Stelle untersuchen und entscheiden sollten. Da diese Herren aber ein Jahr lang Nichts darin gethan, so wiederholte Georg v. Ungern seine Bitte, worauf Sigismund III, am 29. April 1598 denselben nochmals die Ordre zukommen ließ, diese Sache sofort zu beendigen, selbst wenn nicht alle sieben zur Stelle sein könnten.

Aus diesem Documente geht hervor, daß die drei Brüder noch in ungetheiltem Besitze lebten.

Von Georg X. ist weiter Nichts bekannt, wenn er nicht vielleicht noch 1632 gelebt hat und derselbe Georg ist, der unter B 61, 3 aufgeführt wird.

In den Stammtafeln der Familie Wrangell wird eine Barbara Wrangell genannt, die an einen Georg v. Ungern verheirathet war. Vielleicht gehört sie diesem Georg oder Georg XIII. (B 66) an.

B 63. Heinrich Vll, Fromhold's I, (B 46) Sohn, auf Gilsen, starb 1617.

1. König Stephan und Sigismund III.

Heinrich's Vater Fromhold hatte zwar fchon 1548 Fistehl seinem Bruder Christoph cedirt und 1555 Gilsen gekauft, doch nannten sich seine Löhne nach dem Stammhause „von der Fistehl".

Bei der Vertheidigung des Landes gegen die Russen hatte sich Heinrich v. Ungern von der Fistehl sehr tapfer benommen und sich namentlich bei der Vertheidigung von Seßwegen im Jahre 1577 sehr hervorgethan. Aber das Schloß fiel den Russen in die Hände, die unter Iwan des Schrecklichen persönlicher Anführung ganz Livlaud bis auf Riga eroberten, und Heinrich v. U. gerieth in Gefangenschaft. Als er ausgewechselt worden, setzte er seine Dienste unter dem Rittmeister Nicolaus Korb [Rorff?] mit vier Pferden fort, die er auf seine Kosten unterhielt.

Als darauf König Stephan nach Beendigung der Kämpfe mit Danzig' selbst in's Feld rückte, zeichnete sich Heinrich v. Ungern in allen Kriegsgeschäften sehr aus und hat dem Könige bei Erstürmung von Festungen, in Feldschlachten und Nachtwachen mit Aufopferung von Leib und Gut trefflich und tapfer gedient.

Aber er war nicht nur ein tapferer, sondern auch ein stolzer und offener Mann, der erwarten zu können glaubte, auf das Wort seines Königs bauend, daß seine Verdienste belohnt werden würden. Als daher König Stephan am 12, März 1582 in Riga erschien, trat auch Heinrich von Ungern vor ihn und bat um die Confirmation seines väterlichen Gutes Gilsen, wurde aber gleich den meisten seiner Landsleute auf einen Landtag vertröstet. Nun ließ er sich von seinem Vorgesetzten N. Korb am 5. Mai 1582 ein Zeugniß ausstellen, wie treu er dem Könige gedient, konnte aber damit nur bewirken, daß ihm sein Gut nicht confiscirt wurde, was er übrigens vielleicht nur seinem gleichfalls tapferen, aber dabei weniger rauhen Bruder Fromhold zu verdanten hatte, der mit ihm Gilsen gemeinschaftlich besaß. Erst kurz vor dem Tode Stephan's stellte ihnen in Marienburg am 20. Juli 1586 der polnische Commissair Pekowslawsky, den der König recht eigens dazu nach Livlaud gesandt hatte, um seine lutherischen Unterthanen ihrer Güter zu berauben, das Zeugniß aus, daß die Vorzeiger Dieses in ruhigem Besitze ihres Gutes gelassen seien.

Endlich bestätigte König Sigismund III. den Brüdern Heinrich und Fromhold v. Ungern ihr Gilsen am 15. April 1589, und am 20. April wurde ihnen dann noch das Recht ertheilt, dieses Gut auch verkaufen zu können.

Das Stammschloß Finstehl war, nach Enthauptung Christoph's II. von Ungern (B 47), im Jahre 1583 dem Andreas Wolsky gegeben worden, nach dessen Tode König Sigismund es dem Sohne desselben, Nicolai Wolsky, 1592 bestätigte. Gegen diese Verlehnung seines Stammschlosses protestirte Heinrich v. Ungern sofort auf dem gerichtlichen Landtage zu Wenden vor Georg Fahrensbach, dem Woiwoden zu Wenden, wies nach, daß Fistehl seit 360 Jahren in feiner Familie gewesen und daß sein Vaterbruder ungerechter Weise enthauptet worden sei.

König Sigismund III., der diese Gewaltthaten seines Vorgängers nicht gut zu heißen vermochte, gestattete am 20, September und 21. October 1592 dem verdienstvollen Heinrich v. Uugern, sein Stammgut mit 4500 polnischen Gulden einlösen zu dürfen, die er dem Wolsky auszuzahlen habe.

Um sich das Geld zu verschaffen, verpfändete Ungern Fistehl für obige Summe an Andreas Spill auf 6 Jahre, zahlte Wolski am 10, December das Geld und trat 1591 in den Besitz des Gutes. Die Hoflage Keiniken aber verpfändete Heinrich für 4000 Thaler.

Da seine Vaterbruder, Heinrich IV. von Ibden (B 48) und Reinhold III. zu Tadolino (B 49), nähere Ansprüche an Fistehl hatten als er so verglich er sich 1597 und 99 mit ihnen und trat seine Rechte an Gilsen seinem Bruder Fromhold für 12000 Gulden polnisch ab, um seine Oheime zu befriedigen.

Am 10. April 1598 ernannte Sigismund III, Heinrich v. Ungern zum Mitgliede einer Commission, die den Streit zwischen Georg Aderkas und Johann Berlin zu schlichten hatte.

Vor der polnischen Revisiouscommission erschien Heinrich von Ungern mit seinem Bruder Fromhold, und sie verfochten gemeinschaftlich ihre Rechte auf Fistehl und Gilsen.

In demselben Jahre 1599 schaffte diese polnische Revisionscommission das Amt eines livlandischen Ritterschaftshauptmanns ab; Johann Tiesenhausen von Berson war der letzte derselben. Daraus ersehen wir, daß auch Sigismund III. fortfuhr, die Verfassung Livlands zu brechen, wie sein Vorgänger Stephan es gethan. Da er auch in Schweden fortwährend sich Eingriffe in die Rechte des Volkes erlaubte, so entsetzten ihn die Reichsstände am 19. März 1600 des schwedischen Thrones uud ernannten den Herzog Karl von Södermanland zum Reichsverweser. Zwar wurde dem Könige noch ein Termin gestellt, innerhalb dessen er entweder nach Schweden zurückkehren oder seinen Sohn Wladislaus senden sollte, damit dieser in der lutherischen Confessiou unterrichtet und erzogen werden könne. Sigismund konnte und wollte nicht auf diese und die späteren Vorschläge eingehen, und der Reichstag zu Norkjöping wiederholte daher am 22, März 1604 die Absetzung.

2. Karl IX., König von Schweden, 1604—1611.

In Ehstland war man anfangs gegen die Trennung der beiden Reiche; als man aber erfuhr, König Sigismund habe am 12. März 1600 Ehstland gleich Livland mit Polen vereinigt, da fügte man sich auch hier dem Beschlusse der schwedischen Stände, und Herzog Karl kam im August 1600 nach Reval. Nach kurzem Aufenthalte zog er von hier nach Livland, wo er sich Pernau, Wolmar, Pebalg und am 27. December Dorpat unterwarf. Eine Menge anderer Schlösser ergab sich ihm, ohne einen Kampf zu wagen.

Am 3. October bot König Sigismund die livländische Adelsfahne auf. Diese sammelte sich in altgewohnter Treue, vereinigte sich mit den Polen und schlug die Schweden am 28. December bei Wenden so total daß Herzog Karl sich rasch nach Ehstland zurückziehen mußtet Statt aber, wie Karl erwartete, ihren Sieg zu verfolgen, bezogen die Polen ihre Winterquartiere in Livland und hausten hier gegen die Unterthanen ihres Königs ärger als in Feindesland. Denn nicht genug, daß sie raubend und mordend das Land durchzogen, banden sie auch in satanischem Uebermuthe die Väter und Männer an Pfähle, mißhandelten vor ihren Augen ihre Frauen und Töchter, hängten die Bauern an den Füßen auf und begossen sie mit heißem Wasser, um vou ihnen das Geständniß verborgener Schätze oder Lebensmittel zu erpressen.

Damit hatte aber auch die vielgeprüfte Geduld und Treue der Livländer ihre Endschaft erreicht. Denn als Herzog Karl im Frühjahr 1601 wiederkehrte, trat ihm kein Deutscher mehr entgegen, wohl aber gingen viele Edelleute, wie Heinrich v. Ungern zu Ibden (B 48) und Reinhold v. Ungern zu Assoten (B 51), zu ihm über. In kurzer Zeit war ganz Livland bis auf Riga von den Schweden erobert. Ueberall wurden die Polen geschlagen, und in der Schlacht bei Sissegal tödteten die Finnländer von dem aus Kosaken und Schyten, d.i. Tataren, bestehenden Raubgesindel 1200 Mann.

Im März 1601 berief der Herzog Karl die Stände Livlands zu sich nach Reval, und außer Riga folgten sie diesem Rufe. Der Adel war durch seinen gewesenen Ritterschaftshauptmann Johann v. Tiesenhausen auf Berson nebst drei anderen Deputirten vertreten, und am 28, Mai schlossen sie eine Vereinbarung mit dem Herzoge ab, indem sie ihm im Namen ihrer Mitbrüder huldigten. Tiesenhausen übernahm es, auch Riga zur Unterwerfung zu mahnen, was diese Stadt aber ablehnte. Denn obgleich auch sie vielfach von Polen zu leiden gehabt hatte, so war ihr doch noch die Religionsfreiheit geblieben, und auch von den auf dem flachen Lande verübten Greuelthaten war sie verschont worden.

An dem Feldzuge im Sommer 1601 unter Karl Gyllenhjelm's Anführung nahm auch Heinrich v. U. Theil, wurde aber in der unglücklichen Schlacht bei Kokenhusen am 16. Juli gefangen und nach Littauen geführt. Erst durch große Geldzahlungen gelang es ihm, sich zu salviren. Im Herbst 1601 kam König Sigismund III. selbst nach Livland und forderte den Adel auf, zu ihm zurückzukehren, fand aber entschiedenen Widerstand, obgleich der alte Feldherr Joh. Zamoisky Livland bis auf Pernau wiedereroberte und auch Wolmar nach tapferer Vertheidigung durch K. Gyllenhjelm uud Jakob De la Gardie am 8. December 1601i capituliren mußte. Die Polen dehnten ihre Streifzüge bis nach Ehstland aus, gewannen Wesenberg und am 27. September 1602 auch Weißenstein. Natürlich wurden die Güter des abgefallenen Adels eingezogen und an polnische Magnaten und Offiziere verliehen. In dieser Zeit herrschte drei Jahre lang eine furchtbare Hungersnoth in Livland, die die Pest zur Begleiterin hatte.

Im Februar 1604 versammelte sich der schwedische Reichstag zu Norkjöping, welcher dem Herzoge von Södermanland am 22. März auf's Neue die Krone anbot, die er 1600 ausgeschlagen hatte. Von jetzt an nannte er sich König von Schweden und wurde am 15. März 1607 zu Upsala gekrönt.

Aus demselben Reichstage 1604 wurde der berüchtigte Beschluß gefaßt, der die Veranlassung zur Güterreduction geworden ist. Fortan sollte nämlich bei jedem Thronwechsel um Bestätigung der Lehngüter nachgesucht werden. Die Vererbung derselben auf Seitenlinien wurde aufgehoben und beim Verkauf hatte die Krone das Vorkaufsrecht. War der Maunesstamm erloschen, so fielen die Güter an die Krone zurück, die den Töchtern Aussteuer ertheilte, falls sie nicht etwa Männer heiratheten, die dem Könige genehm waren, und dieser sie mit den Lehngütern der Frau begnadigte.

Im Frühjahr 1605 eroberte der Gouverneur von Reval, Andreas Linnarson Torstenson, Wesenbierg und folgte nachher seinem Könige, der mit vierzig Schiffen in der Düna angekommen war, zu Lande nach. Nachdem Dünamünde erobert war, forderte Karl Riga am 3. August durch den Grafen Joachim Friedrich von Mansfeld zur Uebergabe auf. Da die Stadt sich weigerte, rückte er mit seiner ganzen Macht am 13. September heran und begann mit etwa 15000 Mann die Belagerung. Der polnische Feldherr Johann Karl Chodkiewicz eilte zum Entsatze herbei; Karl rückte ihm bis Kirchholm entgegen und nahm auf einigen Hügeln eine vortheilhafte Stellung ein. Chodtiewcz, der ein an Zahl weit geringeres Heer hatte, lockte ihn durch verstellte Flucht auf die Ebene, und ungeachtet der dringenden Vorstellungen Torstenson's befahl der König, den flüchtigen Feind zu verfolgen. Da brachen von verschiedenen Seiten die Polen hervor und brachten dem schwedischen Heere am 17. September eine so totale Niederlage bei, daß Andr. Torstenson mit 8000 Mann auf dem Platze blieb und alles Geschütz verloren ging. Der König selbst, dem das Pferd unter dem Leibe erschossen worden, wäre verloren gewesen, wenn nicht Heinrich Wrede, ein livländischer Edelmann, der sich zu ihm durchgeschlagen hatte, vom Pferde gesprungen und es dem Könige mit den Worten übergeben hätte: „Gedenket meines Weibes und meiner Kinder!" Wrede wurde sofort in Stücke zerhauen, aber sein König war gerettet. Seine Wittwe, Gertrud von Ungern (B 58 a), erhielt von dem dankbaren Könige Elimä in Finnland und Siß in Wierland.

In den folgenden Jahren wurde der Krieg mit weniger Lebhaftigkeit fortgeführt, da sich der König meistens in Schweden aufhielt; doch gewann Graf Mansfeld im August 1607 Weißenstein.

Am 22, April 1608 ließ der Adel Livlands den König Karl ersuchen, die eingezogenen Güter restituiren und bestätigen zu wolleu, was der König zusagte, sobald der Friede mit Polen geschlossen sei.

In Rußland war unterdeß nach Boris Godunow's Tode und des ersten falschen Demetrius' (Jakob Otrepiew) Ermordung Wassili Schuisky zum Zaren erwählt, der von abermaligen Aufständen gedrängt am 28. Februar 1609 mit Karl IX. ein Bündniß schloß, worin dieser sich verpflichtete, ihm 5000 Mann zu Hülfe zu schicken. Jakob De la Gardie, der nach Eroberung von Wolmar (1601 8/12) eine Zeit lang in Polen gefangen gewesen, dann aber ausgelöst war, erhielt den Oberbefehl, rückte in Rußland ein und verjagte überall die mit dem falschen Demetrius II. verbündeten Polen. Nachdem das feste Kloster Troizky, welches 500 Mönche ein ganzes Jahr gegen 15000 Polen unter Johann Sapieha vertheidigt hatten, entsetzt und das polnische Heer nach Smolensk verdrängt war, hielt De la Gardie am 12. März 1610 seinen feierlichen Einzug in Moskau. Beim Zuge gegen das feindliche Heer aber, das unter Zolkowsky bei Klusina stand, brach eine Meuterei aus, und nach tapferem Kampfe am 24. Juni wurde die geringe Schaar der Schweden und Finnen überwältigt. Fast von Allen verlassen, mußten De la Gardie und Ewert Horn mit Lebensgefahr nach Finnland flüchten. Unterdessen hatte Sigismnnd III. es durchgesetzt, daß am 23. August 1610 sein Sohn Wladislaus zum Großfürsten Rußlands gewählt und W. Schuisky in ein Kloster gesteckt wurde. De la Gardie hoffte, bei der herrschenden Unzufriedeuheit mit der polnischen Herrschaft den nördlichen Theil Rußlands zu einem besondern Reiche machen und einen Sohn Karl's IX, zum Großfürsten von Nowgorod wählen lassen zu können. Zwar hatten die Unterhandlungen keinen Erfolg, doch gewann De la Gardie durch kühnen Ueberfall am 16. Juli 1611 Nowgorod, welche Siegesbotschaft Karl IX, noch auf seinem Krankenlager erfreute.

3. Gustav Adolf, 1611—1632.

Am 30. November 1611 starb Karl IX., und sein Sohn Gustav Adolf ward König an seiner Statt. Als derselbe, kaum 17 Jahre alt, die Regierung antrat, hatte er von seinem Vater außer dem Feldzuge nach Rußland auch einen Krieg mit Dänemark geerbt. Demgemäß gingen die Schweden 1612 mit der Adelsfahne Ehstlands nach Oesel, plünderten die Insel und führten viele Bauern weg, mit denen sie die wüsten Ländereien in Ehstland besetzten. Der dänische Landrath auf Oesel, Heinrich Schulmann zu Thomel, dem man Schuld gab, daß er es mit den Schweden gehalten habe, wurde nebst Otto v. Burhöwden am 17, October 1612 von den dänischen Commissären zu Arensburg zum Tode verurtheilt und nach Kopenhagen geschickt. Ungeachtet dringender Bittschriften, die von angesehenen Edelleuten und auch von den Hausfrauen der Verurtheilten Agneta v. Ungern (?B 51 a) und Anna von Werden, unterschrieben sind, wurden sie im Jahre 1613 geköpft und ihre Güter confiscirt. Erst 1645 restituirte die Königin Christina Thomel und Ropaka dem Obristen und Commandanten von Leipzig, Otto Schulmann, Heinrich's Sohne (gest. 1653). Gustav Adolf schloß am 18. Jaunar 1613 mit Dänemark den Frieden zu Knäröd, in welchem er Soneburg auf Qesel abtrat und Elftborg mit einer Million Rth. auslösen mußte.

Dann wurden die Verhandlungen mit Rußland ernstlich wieder aufgenommen. In Moskau konnten die Polen ihren Großfürsten Wladislaus nicht halten, und im Februar 1613 wählte die nationale Partei Michael Romanow zum Zaren, dem es gelang, einige der von den Schweden eroberten Festungen wieder zu gewinnen.

Jakob De la Gardie war es gelungen, in Nowgorod noch vor Karl's Tode die Wahl Gustav Adolf's zum Großfürsten durchzusetzen und, da dieser die Regierung in Schweden übernommen hatte, seinen Bruder Karl Philipp an seiner Statt wählen zu lassen. Am 18. Juni 1613 reiste dieser nach Wiborg ab, wurde durch eine Gesandtschaft aus Nowgorod feierlich begrüßt und eingeladen, sein Reich in Besitz zu nehmen. Da aber die übriqen Landschaften nicht ihre Zustimmung gaben, wurden der siebzehnjährige Prinz und seine zärtliche Mutter ängstlich, und er kehrte auf die Nachricht daß M. Romanow fast überall anerkannt werde, nach Stockholm zurück wo er in der Blüthe seiner Jugend am 25. Januar 1622 starb.

Der Krieg mit Rußland brach aufs Neue aus; De la Gardie nahm Nöteborg, Ewert Horn Koporie, Gdow, Jama und Iwangorod und 1614 begab sich der junge König selbst zum schwedischen Heere, um unter seinen erprobten Feldherren das Kriegswesen kennen zu lernen. Die ehstländische Adelsfahne begleitete ihn nach Ingermanland, und da Gdow wiederum in die Hände der Russen gefallen war, eroberte er diese Festung abermals. Zwar gelang es ihm nicht, die starke Festung Pleskau zu gewinnen, doch hatten die Erfolge der schwedischen Waffen dem Feinde solchen Respect eingeflößt, daß er sich zum Frieden bereitwillig zeigte. Endlich wurde durch Vermittelung des holländischen Gesandten Neynhout de Brederode, dem die Freiherrschaft Wesenberg verliehen wurde, zuerst zu Glebowa ein Waffenstillstand und am 27. Februar 1617 der Friede zu Stolbowa abgeschlossen, in welchem Schweden Ingermanland und Karelien behielt.

Gustav Adolf wandte nun seine Waffen nach Livland und eroberte am 7. August 1617 Pernau. Bei dieser Gelegenheit wurde Heinrich VII. von Ungern von Fistehl erschlagen, sein unmündiger Sohn aber von den Polen gefangen und nach Littauen gebracht, wo er starb. Der Konig setzte den Kampf gegen Polen siegreich fort uud eroberte am 16. September 1621 auch Riga, wodurch er in den unbestrittenen Besitz von ganz Livland gelangte.

4. Heinrich's von Angern Familie.

Die häuslichen Verhältnisse Heinrich's sind wenig bekannt, und in den Angaben herrschen manche Widersprüche.

Schon seine Eltern werden abweichend angegeben. Statt Fromhold wird in einer Ahnentafel in Königsberg sein Vater Heinrich, ein Sohn Fromhold's (B 46) und der Margaretha von Tiesenhausen, genannt. Seine Wittwe heißt bald Christina von Buttler, bald in einer andern Ahnentafel Anna von Kerßenbrock. Auch über seine Kinder variiren die Angaben, da die Gemahlin Jakob's von der Pahlen auch seine Tochter genannt wird, was eine Verwechselung mit B 53 sein mag. Die ihm zugeschriebene Tochter Margaretha war die Tochter seines Bruders Fromhold (B 64). Da ferner Magnus von Aderkas am 28. Juli 1664 Heinrich's Frau Margaretha seine Stiefschwiegermutter nennt, so muß Heinrich zweimal vermählt gewesen sein. Anna wäre dann seine Tochter erster Ehe gewesen.

Nach der Angabe des Familienstammbaums war Heinrich's Gemahlin: Mrgaretha von Zweifeln.

Heinrich's Kinder (aus zwei Ehen?):

1. Ein Sohn, der minderjährig starb.

a. Anna. Sie heirathete Magnus von Aderkas, dem sie Fistehl zubrachte und dem Gustav Adolf dieses Gut am 10. Juli 1629 confirmirte.

b. Eine Tochter war mit dem Major Peter Nassaken auf Gammelgard bei Borga in Finnland verheirathet, dessen Kinder Nassokin genannt wurden.

c. Elisabeth, heirathete Dietrich von Grotthuß auf Ruhenthal.

B 64. Fromhold II., Fromhold's I. (B 46) Sohn, auf Gilsen.

Im Kriege gegen die Moskowiter hatte Fromhold treu und tapfer gedient und ließ, als König Stephan nach Riga kam, sich am 28. März 1582 von seinem Chef ein Zeugniß ausstellen, um durch dasselbe die Bestätigung seines väterlichen Gutes Gilsen vom Könige zu erlangen. Obgleich mun Stephan, wie oben erzählt, diese Bitte nicht gewährte, so stellte ihm doch der Locum tenens Nicolaus Radzivil zu Riga am 5. September 1582 vorläufig das Zeugniß aus, daß er seiner Treue und Tapferkeit wegen der königlichen Gnade und Milde gewärtig sein dürfe. Erst 1589 erfolgte die Bestätigung, und Fromhold acquirirte dann das Gut von seinem Bruder. Beim Aufgebot gegen den Herzog Karl stellte er von Gilsen zwei Pferde zum Roßdienste.

Dann aber trat er, wie sein Bruder, auf die Seite der Schweden und wurde zum Hauptmann von Marienburg ernannt. Wegen Mangels, an Lebensmitteln mußte er das Haus dem polnischen Großkanzler Johann Zamoisky ergeben, erhielt aber freien Abzug nach einem beliebigen von den Schweden besetzten Orte, worüber ihm ein besonderer Paß und Schutzbrief ausgestellt wurde. Da er sich nach Pernau begeben wollte, eilten die Kosaken ihm nach und erschlugen ihn mit seinen Begleitern, worauf sie die Häuser anzündeten. Den unmündigen Sohn führten sie gefangen fort.

Fromhold's Gemahlin war: Anna Gutslef, Wittwe Reinhold's von Tiesenhausen zur Fege, Tochter des Jürgen G. auf Puiküll.

Sie hatte aus erster Ehe zwei Söhne, Henrich und Fromhold von Tiesenhausen.

1. Ein unmündiger Sohn, der von den Polen weggeführt und noch 1626 gefangen gehalten wurde.

a. Anna, die noch 1666 lebte.

Sie heirathete:

1) 1611 am 9. Februar Heinrich VI. von Ungern (B 53) von Assoten, späteren Landrath, gest. 1630, in seiner zweiten Ehe.

2) 1634 am 2. März Ewold von Patkull.

b. Margaretha, 1626 Wittwe und Besitzerin von Gilsen. Sie heirathete Johann Leonhard von Zoege, der 1625 bei der Belagerung von Selburg fiel.

Seinem Sohne, dem Obristen Andreas Zoege, wurden 1660 am 23. November wegen seiner Mutterschwester Anna von Ungern die Dörfer Eddefer und Neifer donirt und 1664 am 17. September confirmirt nebst den 16 Haken, die 1617 am 20. Juni Heinrich von Ungern (B 53) erhalten hatte.

B 65. Fromhold III., Heinrich's IV. (B 48) Sohn, auf Ibden.

Nur er und sein Bruder Jürgen werden als Kinder in dem Vergleiche genannt, den ihr Vater 1599 am 1. Juni wegen Fistehl mit Heinrich VII. von Ungern (B 63) schloß. Ihnen sollte nämlich Heinrich VII., Fromhold's S. (B 63), sobald sie mündig würden, 4000 Mark auszahlen, da ihm ihr Vater Heinrich IV. alle seine Rechte an Fistehl und Leiniken abgetreten hatte. Da ihre Mutter Judita Lewenhusen mit zahlreicher Nachkommenschaft gesegnet war, so müssen sie noch Geschwister gehabt haben, aber sowohl sie als ihre Brüder sind verschollen in den Kriegs- und Pestjahren, von denen Livland in ihrer Jugend heimgesucht wurde.

B 66. Jürgen XIII, Heinrich's IV. (B 48) Sohn, auf Ibden.

Als Kind wird er mit seinem Bruder Fromhold III. (B 65) in dem Vertrage über Fistehl 1599 am I. Juni erwähnt. Vielleicht ist er mit dem Jürgen Johann v. Ungern identisch, der 1648 in Wierland Manngerichtsbeisitzer war.

B 67. Jan (Johann) X., Reinhold's III. (B 49) Sohn, auf Tadolino.

Ueber die Abstammuug feines Vaters aus dem Hause Fistehl ist in dessen Lebensgeschichte das Nothwendige berichtet.

Jan, der in seinem Testamente irrthümlich Ungern Szsternberg genannt wird, mag schon in Polen geboren und also auch in der katholischen Religion erzogen sein, der seine Nachkommen noch bis auf diesen Tag an-hängen. Da als seine Freunde Offiziere der polnischen Armee genannt werden, so mag er wohl ebenfalls im Heere gedient haben, worüber uns nichts Genaueres bekannt ist. Am 7. November 1641 vermachte er in seinem Testamente seinem Sohne Thomas das Gut Tadolino und trug ihm auf, seinem Bruder Nikolai, der in den geistlichen Stand getreten war, 10000 polnische Gulden anszuzahlen. Im Testamente erwähnt Jan v. Ungern auch seiner vor ihm verstorbenen Frau, einer Ungern aus Orellen, deren Erbtheil er in Tadolino habe verschreiben lassen. Jan muß bald darauf gestorben sein, denn Thomas u. Ungern reichte das Testament seines Vaters schon am 5. December im Landgericht zu Witebsk ein.

Gemahlin: N. v. Ungern aus Orellen, Tochter Wolmar's III. und der Magdalena Rostiger (A 56).

1. Thomas, gest. c. 1685, s. B 79.

2. Nikolai V., s. B 80.

B 68. Fabian III., Reinhold's IV. (B 51) Sohn, auf Hohenfors, gest. c. 1623.

Er war der einzige Sohn seines Vaters, der 1602 Assoten verloren hatte. Da dieser sich dem Herzoge Karl anschloßt trat auch Fabian früh in die Adelsfahne Ehstlands ein. Von seinem Vater erbte er das finnländische Gut Hohenfors, wo er sich mit seinem Vater (gest. 1607) nach dem Verlust des Stammgutes Assoten eine Zeit lang im Exil aufhielt.

In Reval befand er sich 1601 und schloß sich, wie viele junge Adeliche jener Zeit, als Bruder dem Corps der Schwarzenhäupter an, wofür er als Eintrittsgeld einen Daler zahlte.

Als Fähnrich in Klaus Wachtmeister's Regiment erhielt er für 1348 Rthlr., die ihm die Krone Schweden schuldig geblieben war, Alp und Wennefer zur Arrende, worüber die Urkunde in Swartsjö am 24. September 1613 ausgestellt und von Gustav Adolf unterschrieben ist. Am 9. Juli 1618 wurden obige Güter gegen Koik und Korboby, die 4 1/2 Haken groß waren, umgetauscht, und Gustav Adolf verlehnte dieselben ihm und seiner Frau auf Lebenszeit. Im Jahre 1614 begleitete er seinen König nach Ingermanland und nahm an der Erstürmung der Festung Gdow Theil. Am 9. März 1620 kaufte Fabian von dem Obristlt. Jost Klott die beiden im Röthel'schen Kirchspiele belegenen Dörfer Kesso mit 5 Haken und Leva mit 2 Haken für 800 Herrenthaler. Diese Dörfer waren dem sel. Roloff Treiden vergeben gewesen, dessen Wittwe Elisabeth v. Ungern, die Tochter Fabian's II. v. Ungern zu Eichenangern (A 58), Jost Klott (gest. 1621) von Jürgensburg geheirathet hatte, weshalb er Fabian III. von Ungern auch in dem Documente stets seinen lieben Schwager titulirt, nur weil er eine Ungern zur Frau hatte. Am 23. November 1622 unterschrieb sich Fabian von Ungern noch als Zeuge einer Quittung der E. Budde, Wittwe Georg's v. U. von Orellen (A 71), starb aber bald darauf. Jedenfalls war er am 14. Juli 1624 bereits gestorben, denn Erich Ryning bot seiner Schwägerin Anna Kursel, des sel. Majors Fabian v. Ungern Wittwe, damals seinen Antheil an Kidepä zum Kauf an. Die Behauptung seines Sohnes Reinhold V. auf Klein-Lechtigall (B 81), als sei sein Vater Fabian bereits vor der Eroberung Riga's am 30. September 1621 gestorben, ist entschieden falsch, da er im November 1622 noch lebte. Auch Hagemeister's Angabe, daß 1627 ein Schwiegersohn Wolter Kursel's, der Lieutenant Ungern, sich um die Rückgabe des Gutes Sammerpahlen beworben habe, ist ungenau. Denn Fabian von Ungern war todt; demnach kann diese Bewerbung nur im Namen der Wittwe desselben ergangen sein, die 1651 noch lebte, möglicherweise aber noch einen Sohn Fabian gehabt haben kann.

Gemahlin: Anna v. Kursel, Tochter des Obristen und Statthalters Wolter v. K., Herrn auf Sommerpahlen, Hasik und Kidepäh, und der Anna v.Taube aus Saximois. Sie wohnte 1625 als Wittwe auf Kesso, welches sie von Roloff Treyden an sich gehandelt hatte nebst der von ihm daselbst angelegten Hoflage, wo sie noch 1660 lebte.

1. Reinhold V. auf Klein Lechtigal, gest. 1683, s. B 81.

a. Anna. Sie heirathete

    1) Nils von Baggehufwud auf Kerrafer, der 1661 am 8. August schon todt war.

2) Johann v. Baggehufwud, Nils' Bruder, gest. 1702